
Anschlag vor Synagoge in Manchester: Ein Opfer starb womöglich durch Polizeischüsse

Nach dem Anschlag vor einer Synagoge im britischen Manchester am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur sind neue Erkenntnisse zum Tathergang bekanntgegeben geworden. Eines der beiden Todesopfer sei womöglich durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet worden, sagte der Polizeipräsident von Manchester, Stephen Watson, am Freitag. Auch zur Identität des Angreifers gab die Polizei weitere Details bekannt. Der britische Premierminister Keir Starmer besuchte unterdessen den Tatort.
Der Polizeipräsident sagte, eines der Todesopfer habe offenbar eine Wunde erlitten, die einer Schussverletzung entspreche. Zugleich gehe die Polizei nicht davon aus, dass der mutmaßliche Täter im Besitz einer Schusswaffe gewesen sei. Einer der drei aktuell im Krankenhaus behandelten Verletzten habe ebenfalls eine Schussverletzung davongetragen, erklärte Watson. "Diese ist glücklicherweise nicht lebensbedrohlich", fügte er hinzu. Die anderen beiden Verletzten befänden sich jedoch in Lebensgefahr. Einer der beiden sei mit einer Stichwaffe und der andere durch das Fahrzeug des mutmaßlichen Täters verletzt worden.
Einen Tag nach der Tat besuchte Starmer in Begleitung seiner Ehefrau Victoria, die jüdisch ist, den Tatort in Manchester. Die beiden schüttelten Einsatzkräften die Hand, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Starmer hatte nach der Tat verkündet, "alles in meiner Macht stehende" zu tun, um Jüdinnen und Juden in Großbritannien zu schützen.
Bei dem Angriff waren am Donnerstag nach Polizeiangaben vor der Synagoge Heaton Park im Stadtteil Crumpsall zwei Menschen getötet und drei weitere schwer verletzt worden. Der mutmaßliche Attentäter fuhr nach Angaben der Polizei gegen 9.30 Uhr (Ortszeit, 10.30 Uhr MESZ) mit einem Wagen direkt in Menschen hinein. Anschließend stieg er aus dem Auto aus und stach laut Augenzeugenberichten mit einem Messer um sich.
Vor dem Gotteshaus stationierte Polizisten erschossen den mutmaßlichen Täter etwa sieben Minuten nachdem erstmals Alarm geschlagen worden war. Er trug eine Weste, die so aussah, als enthielte sie Sprengstoff. Sprengstoffexperten zufolge handelte es sich jedoch um eine Attrappe.
Bei dem mutmaßlichen Täter handelte es sich nach Angaben der Beamten um einen 35-jährigen britischen Staatsbürger mit syrischen Wurzeln. Sei Name sei Jihad al-S.. S. sei als Kind nach Großbritannien eingewandert und habe im Jahr 2006 die britische Staatsbürgerschaft angenommen. Der britische Sender ITV beschrieb S. als alleinstehenden und einsamen Mann.
Zum Zeitpunkt des Anschlags war die Synagoge wegen des Feiertags Jom Kippur bis auf den letzten Platz besetzt. Die britischen Behörden stuften den Angriff als "terroristisch" ein. Nach ihren Angaben wurden drei weitere Menschen festgenommen. Der britische König Charles III. reagierte "schockiert" auf den Anschlag.
D.Gautier--PS