
Klimaverfahren gegen TotalEnergies in Paris eröffnet

Der Energiekonzern TotalEnergies muss sich erstmals wegen Greenwashings in Form von irreführender Werbung vor Gericht verantworten. In Paris begann am Donnerstag ein Verfahren vor einem Zivilgericht, das auf eine Klage von drei Umweltorganisationen zurückgeht, darunter Greenpeace. Die Kläger hatten das Unternehmen 2022 wegen "irreführender Geschäftspraktiken" verklagt.
TotalEnergies habe in einer Werbekampagne den Eindruck erweckt, trotz seines Öl- und Gasgeschäftes Klimaneutralität erreichen zu können, erklärten die Organisationen. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.
Der französische Energiekonzern Total hatte sich 2021 in TotalEnergies umbenannt und dies durch eine massive Werbekampagne begleitet, die Investitionen in kohlenstoffarme Energien betonte. Das Unternehmen erklärte damals sein Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden und fügte den Zusatz "gemeinsam mit der Gesellschaft" hinzu.
Gas wurde als "fossile Energie mit dem geringsten CO2-Ausstoß" beworben und als klimafreundliche Alternative zu Öl und Kohle dargestellt. Nach Einschätzung der Umweltorganisationen ist Erdgas wegen des Freisetzens des besonders klimaschädlichen Methans jedoch keine akzeptable Alternative.
Die NGOs prangern insgesamt etwa 40 Werbebotschaften an, die ihrer Ansicht nach "nicht die tatsächlichen Aktivitäten von TotalEnergies widerspiegeln", sagte Apolline Cagnat von Greenpeace. TotalEnergies habe Verbraucher in die Irre geführt, indem es ein "grünes Image" präsentiert habe, das nicht der Realität entspreche.
Die Organisationen fordern das Gericht auf, ein sofortiges Verbot irreführender Geschäftspraktiken anzuordnen. Diese wäre ein "starkes Signal" für weitere Unternehmen, die auf fossile Brennstoffe setzen, sagte Cagnat.
TotalEnergies bestreitet, dass es sich um "Werbebotschaften" handle. Es handle sich eher um "institutionelle Kommunikation", die nicht den Regeln des Verbraucherschutzes unterliege.
TotalEnergies war bereits mehrfach Ziel von Klimaklagen. Die Deutsche Umwelthilfe hatte 2023 eine Klage wegen irreführender Klimaneutralitätsversprechen beim Verkauf von Heizöl gewonnen.
Auch andere Unternehmen wurden bereits wegen Greenwashings verurteilt. Im März verbot das Landgericht in Köln der Lufthansa Werbung für den CO2-Ausgleich von Flugreisen. Die Lufthansa-Werbung habe fälschlicherweise den Eindruck erweckt, dass Reisende ihren Flug durch eine Geldzahlung klimaneutral machen könnten, hieß es in dem Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist.
K.Laurent--PS