"Sie reden zu viel": Trump verschärft Ton gegen Europa und die Ukraine
US-Präsident Donald Trump hat seinen Ton gegenüber Europa und der Ukraine verschärft. "Sie reden zu viel (...), erzielen aber nichts", sagte er der US-Medienplattform "Politico" zu den Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit Russland. Er drängte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, dem US-Plan endlich zuzustimmen, denn er verliere den Krieg.
"Er wird sich zusammenreißen und anfangen müssen, die Dinge zu akzeptieren", sagte Trump über Selenskyj. "Denn er verliert." Die Ukraine habe an Russland "viel Land verloren, und zwar sehr gutes Land". Trump warf dem ukrainischen Präsidenten erneut vor, seinen "Friedensplan" überhaupt nicht gelesen zu haben.
Selenskyj hatte erst am Montag mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dem französischen Staatschef Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer in London über den US-Plan beraten. Nach Einschätzung der Europäer gibt er zu einseitig russische Positionen wieder.
Trump wiederholte überdies seine Einschätzung, dass die Europäer ideologisch und beim Thema Einwanderung auf einem Irrweg seien. "Sie wollen politisch korrekt sein, und das macht sie schwach", kritisierte der Republikaner. Er rief die EU zu Massenabschiebungen nach US-Vorbild auf: "Ich denke, sie sollten die Leute rauswerfen, die illegal ins Land gekommen sind", betonte er.
Trump griff damit Einschätzungen aus der neuen US-Sicherheitsstrategie auf, die seine Regierung am Freitag vorgelegt hatte. Darin ist von einer "zivilisatorischen Auslöschung" Europas durch Migration die Rede und von einer angeblichen "Zensur der Meinungsfreiheit und Unterdrückung der politischen Opposition".
Hintergrund ist, dass die US-Regierung Rechtspopulisten wie die AfD unterstützt, um der Maga-Bewegung Trumps (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig) in Europa einen größeren Einfluss zu verschaffen.
Die Plattform "Politico" gehört seit 2021 zum deutschen Medienkonzern Axel Springer. Anlass für das Interview mit Trump war die Veröffentlichung der diesjährigen Liste der einflussreichsten Persönlichkeiten in Europa. Trump führt die "Politico"-Liste als "mächtigste Person in Europa" an. Bundeskanzler Merz steht als "zurückhaltender Radikaler" auf Platz drei, nach der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen und vor Frankreichs Rechtspopulistin Marine Le Pen. Der russische Präsident Wladimir Putin kommt als "Provokateur" auf Platz fünf, Selenskyj schafft es als "Joker im Kartenstapel" dagegen nur auf den 14. Rang.
W.Bonnet--PS