
Letzte lebende Hamas-Geiseln frei - Trump zu Kurzbesuch in Israel eingetroffen

Endlich frei: Zwei Jahre nach ihrer Entführung durch die islamistische Hamas sind die 20 überlebenden israelischen Geiseln wieder frei. Zuerst wurde nach Angaben der Armee und israelischer Medien am frühen Morgen eine Gruppe von sieben Geiseln von der Palästinenserorganisation übergeben, wenige Stunden später folgte eine zweite Gruppe mit 13 Geiseln. Zeitgleich mit der Rückkehr der Geiseln landete US-Präsident Donald Trump, dessen 20-Punkte-Plan die Waffenruhe herbeigeführt hatte, an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One in Tel Aviv.
"Wir haben 738 Tage darauf gewartet, dies zu sagen: Willkommen zu Hause", schrieb das israelische Außenministerium am Montagmorgen im Onlinedienst X nach der Rückkehr der ersten sieben Geiseln, darunter auch deutsch-israelische Doppelstaatler. Israelischen Medien zufolge wurde wenig später die zweite Gruppe von 13 Geiseln im Gazastreifen ans Rote Kreuz übergeben.
Auf dem Armeestützpunkt Reim im Süden Israels sollten die zurückgekehrten Geiseln erstmals seit mehr als zwei Jahren ihre engsten Angehörigen wiedertreffen. Zu der ersten Gruppe der Geiseln gehörten nach Angaben des israelischen Außenministeriums Guy Gilboa Dalal, Eitan Mor, Matan Angrest, Omri Miran sowie der deutsch-israelische Staatsbürger Alon Ohel und die Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman - auch sie haben die deutsche Staatsbürgerschaft.
Etwa zwei Stunden nach der ersten Geisel-Übergabe machte sich nach israelischen Angaben ein Konvoi des Roten Kreuzes auf den Weg in den Süden des Gazastreifens, um die zweite Gruppe von freigelassenen Hamas-Geiseln in Empfang zu nehmen. Die 13 Geiseln sollten im Anschluss an die israelische Armee überantwortet werden.
Als die Nachricht von Freilassung die Runde machte, brach auf dem sogenannten Platz der Geiseln in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv Jubel aus, die dort versammelten Menschen fielen sich in die Arme.
Die islamistische Hamas und die mit ihr verbündete Palästinensermiliz Islamischer Dschihad hatten in den vergangenen zwei Jahren nur inszenierte Fotos und Propagandavideos von einigen Geiseln veröffentlicht. Die Übergabe von toten Geiseln stand am Montagvormittag noch aus.
Das Geisel-Forum erklärte weiter: "Unser Kampf ist noch nicht vorbei." Er werde "erst dann enden, wenn die letzte Geisel gefunden und zur angemessenen Bestattung zurückgebracht" worden sei. Israels Präsident Isaac Herzog erklärte im Onlinedienst X: "Wir danken Gott und heißen unsere Lieben willkommen. Wir warten auf alle - bis auf den letzten."
Erst wenn die Ankunft sämtlicher Geiseln in Israel bestätigt sei, würden im Gegenzug diejenigen palästinensischen Häftlinge freikommen, deren Freilassung vereinbart worden sei, hatte Regierungssprecherin Shosh Bedrosian am Sonntag gesagt. Laut Bedrosian wurde ein internationales Gremium eingerichtet, um die sterblichen Überreste der Geiseln im Gazastreifen ausfindig zu machen, die am Montag nicht übergeben würden.
Zwei Jahre nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem Beginn des dadurch ausgelösten Krieges im Gazastreifen war am Freitag eine Waffenruhe in Kraft getreten. Israel und die Hamas hatten zuvor der ersten Phase eines von Trump vorgelegten Friedensplans zugestimmt.
Im Zuge der ersten Phase des Plans sollten am Montag alle verbliebenen Geiseln von der Hamas an Israel übergeben werden. Die Frist für die Freilassung der Geiseln läuft am Montag um 12.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ) ab.
Insgesamt waren bis zur Freilassung am Montag nach israelischen Informationen noch 48 Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen, die am 7. Oktober 2023 aus Israel verschleppt wurden. Nach Angaben von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sind 27 Geiseln tot; eine weitere Geisel, die Jahre vor dem 7. Oktober verschleppt wurde, ist ebenfalls tot. Sieben der Geiseln sind auch deutsche Staatsbürger.
Unterdessen traf US-Präsident Trump zu einem Kurzbesuch in Israel ein. "Der Krieg ist vorbei", sagte er an Bord seiner Präsidentenmaschine Air Force One. Sein Besuch in der Region werde "sehr besonders", betonte er. Nach Angaben des Weißen Hauses wird er bei der Reise von Außenminister Marco Rubio, Pentagon-Chef Pete Hegseth und dem Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, John Ratcliffe, begleitet.
Während seines weniger als vierstündigen Besuchs in Israel wollte Trump mit Geiselangehörigen zusammentreffen und in Jerusalem eine Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament, halten. Zudem sollte Trump nach Angaben des israelischen Staatschefs Herzog die israelische Ehrenmedaille des Präsidenten verliehen bekommen - die höchste zivile Auszeichnung des Landes.
Am Nachmittag wollte Trump dann nach Scharm el-Scheich in Ägypten zu dem von ihm und seinem ägyptischen Kollegen Abdel Fattah al-Sisi ausgerichteten Nahost-Gipfel weiterreisen. Daran sollen Staats- und Regierungschefs aus mehr als 20 Ländern teilnehmen, unter anderen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
J.Seguin--PS