
Hamas-Zivilschutz: 15 Tote bei Angriff nahe Verteilzentrum im Gazastreifen

Wenige Tage nach tödlichen Schüssen an einem Verteilzentrum für Hilfsgüter im Süden des Gazastreifens hat die israelische Armee nach Angaben des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes erneut Schüsse auf Zivilisten nahe dem Verteilzentrum abgegeben. Dabei seien mindestens 15 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden, sagte Zivilschutz-Sprecher Mahmud Bassal am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Armee habe mit Drohnen und Panzern das Feuer auf tausende Zivilisten im Gebiet al-Mawasi im Nordwesten der Stadt Rafah eröffnet.
Die israelische Armee teilte im Onlinedienst X mit, ihre Soldaten hätten Warnschüsse in Richtung einiger "Verdächtiger" auf dem Weg zu einem Verteilzentrum für Hilfsgüter abgegeben. Die Menschen seien von der vorgegebenen Route abgewichen und hätten sich auf die Soldaten zubewegt. Nachdem die Warnschüsse keine Wirkung gezeigt hätten, seien Schüsse "in die Nähe einzelner Verdächtiger" abgegeben worden. Die Armee erklärte, sie prüfe Berichte über Tote.
Der Vorfall ereignete sich etwa einen Kilometer von einem Verteilzentrum der neuen, von den USA unterstützten Stiftung GHF entfernt. Augenzeugen berichteten, die israelische Armee habe mit Hubschraubern und Drohnen auf Menschen gefeuert.
Nach Angaben der GHF verlief die Verteilung von Hilfsgütern in dem Zentrum ohne Zwischenfälle. Der Vorfall habe sich weit außerhalb der sicheren Verteilzone ereignet. Die Stiftung riet allen Zivilisten, auf dem Weg zu den Hilfslieferungen in dem "sicheren Korridor" zu bleiben.
Am Sonntag waren bei demselben Verteilzentrum ebenfalls Schüsse abgegeben worden. Nach Angaben des Zivilschutzes wurden dabei 31 Menschen getötet und 176 weitere verletzt. Die israelische Armee wies die Vorwürfe zurück. UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls und erklärte, es sei "nicht hinnehmbar, dass Palästinenser für Lebensmittel ihr Leben riskieren".
Unterdessen meldete die israelische Armee den Tod von drei israelischen Soldaten im Norden des Palästinensergebiets. Damit stieg die Zahl der im Gazastreifen seit Beginn des Krieges getöteten israelischen Soldaten auf 424.
Der Gaza-Krieg war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1210 Menschen getötet wurden. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch in dem Palästinensergebiet vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 54.400 Menschen getötet.
O.Bertrand--PS